Kriminalhauptkommissar Georg Schreitle ist der ruhige, aber durchsetzungsstarke Hanseat im schwäbischen Großstadtdschungel, der seine Fälle mit beharrlicher Disziplin und einem gesunden Misstrauen gegenüber Autoritäten löst.

Das Profil: Der stille Hanseat mit hartem Kern

Georg Schreitle

Der aus Hamburg stammende Schreitle ist ein Einzelgänger, der nach seiner Scheidung Distanz zu anderen Menschen hält, um nicht erneut enttäuscht zu werden. Diese Zurückhaltung täuscht jedoch nicht über seinen unbeirrbaren Ermittlungseifer hinweg. Sein Markenzeichen ist die unkonventionelle Methode, sich seine Notizen auf den Schachteln seiner „Lido“-Zigaretten zu machen. Sein Pflichtbewusstsein ist unerschütterlich, selbst wenn es bedeutet, gegen einen Kollegen ermitteln zu müssen, wie es seine erste Amtshandlung in Eine Million Mäuse war. Sein Gespür für Ungerechtigkeit zeigt sich besonders in Fällen wie Sein letzter Wille, wo er sich zunächst widerwillig, dann aber mit ganzer Hingabe für den kleinen Musikalienhändler Kissling gegen die Machenschaften einer mächtigen Baufirma einsetzt. Sein stoisches Äußeres kann schnell bröckeln; wenn man ihn reizt, schreckt der ansonsten besonnene Kommissar nicht vor aggressiven Ausbrüchen oder sogar handgreiflichen Auseinandersetzungen zurück.

Die Dynamik: Ein Einzelkämpfer mit Teaminstinkt

Obwohl Schreitle oft unterwegs und selten im Büro anzutreffen ist, ist er ein loyaler und kollegialer Partner. Sein Verhältnis zu seinen wechselnden Assistenten ist von professionellem Respekt geprägt. In Tödlicher Treff vertraut er auf die Expertise der EDV-kundigen Karin Beisel, was seinen pragmatischen Führungsstil unterstreicht. Nach Feierabend ist er jedoch gesellig und geht gerne mit den Kollegen einen Rotwein trinken, bei dem die Fallbesprechungen entspannter ablaufen. Sein typischer Ermittlungsansatz ist eine Mischung aus analytischer Beharrlichkeit und situativer Intuition, die ihn auch dazu bringt, Regeln notfalls zu beugen – etwa wenn er eine Wohnung ohne Durchsuchungsbeschluss überprüft. Vor Vorgesetzten hat er keine Scheu und vertritt seine Meinung kompromisslos.

Stuttgart als Schauplatz

Stuttgart der späten 80er Jahre ist mehr als nur eine Kulisse; es ist ein Kontrastprogramm zu Schreitles hanseatischer Natur. Die wirtschaftsstarke Metropole im Schwabenland mit ihrer Mischung aus moderner Großstadt und provinziellem Charme bildet den perfekten Nährboden für die Fälle des Kommissars. Die Handlungen drehen sich oft um Wirtschaftskriminalität, Korruption in der Bau- und Finanzbranche und die Abgründe des Großstadtlebens – Themen, die zum bodenständigen und misstrauischen Charakter Schreitles passen. Die düsteren, von Neonlicht erhellten Straßen, Parkhäuser und Großraumbüros, wie in Tödlicher Treff gezeigt, unterstreichen die klaustrophobische und kalte Atmosphäre, in der sich der einsame Ermittler bewegt. Der Ort spiegelt seine eigene Isolation wider und stellt ihn gleichzeitig vor die Herausforderungen, die seinen unbeirrbaren Einsatz für Gerechtigkeit antreiben.

Abschluss

Auch wenn seine Zeit bei der Stuttgarter Mordkommission nur kurz war, hinterließ Hauptkommissar Georg Schreitle als eigenwilliger Einzelgänger mit einem unbestechlichen Sinn für Gerechtigkeit eine bleibende Erinnerung. Seine Fälle führen tief in die wirtschaftlichen und sozialen Verstrickungen des schwäbischen Wirtschaftswunders der 80er Jahre.