Hauptkommissar Horst Pflüger ist der kultivierte und sportliche, wenn auch nur einmalig in Erscheinung tretende Ermittler aus der Kurstadt, der sich in seinem einzigen Fall mit einem jahrzehntealten Geheimnis der High Society konfrontiert sieht.
Das Profil: Der Elegant mit dem Faible für Lyrik
Horst Pflüger
Hauptkommissar Horst Pflüger, frisch befördert zum Leiter der Kripo Baden-Baden, ist ein Mann von Welt. Sein abgebrochenes Romantikstudium und seine Vorliebe für französische Lyrik verleihen ihm eine ungewöhnliche Tiefe für einen Polizeibeamten. Er bewegt sich sicher in den noblen Salons, Tennisclubs und Casinos der Kurstadt, auch wenn sein brauner Cordanzug nicht ganz dem eleganten Parkett entspricht. Sein leidenschaftlicher, aber nicht sonderlich erfolgreicher Tennisenthusiasmus komplettiert das Bild eines Mannes, der stets um die richtige Balance zwischen Pflicht und Vergnügen bemüht ist.
In seinem einzigen Fall, „Wenn Steine sprechen“, offenbart Pflüger jedoch mehr als nur gute Manieren. Als ein obdachloser Zeuge im Krankenhaus ermordet wird, nachdem er von einem Mord im Jahr 1939 berichtet hat, zeigt Pflüger eine beharrliche und prinzipientreue Seite. Er lässt sich nicht durch die gesellschaftliche Stellung der Verdächtigen einschüchtern und verfolgt die Spur unerbittlich bis in die höchsten Kreise Baden-Badens, auch gegen den ausdrücklichen Rat, „manche Dinge ruhen zu lassen“. Sein Einsatz beweist, dass hinter der kultivierten Fassade ein unbestechlicher Ermittler mit einem starken Gerechtigkeitssinn steckt, der sich nicht korrumpieren lässt.
Die Dynamik: Der Neue und sein Mentor
Obwohl er formell die Abteilungsleitung übernommen hat, versteht sich Horst Pflüger nicht als Einzelkämpfer. Er schätzt die langjährige Erfahrung seines Vorgängers, den er auch nach dessen Pensionierung noch regelmäßig um Rat fragt. Diese Demut und sein respektvoller Umgang zeichnen ihn als teamorientierten Vorgesetzten aus. An der Seite seines hilfsbereiten Assistenten Wingart löst Pflüger den Fall mit einer Mischung aus Intuition und akribischer Kleinarbeit. Sein Stil ist nicht laut oder spektakulär, sondern gründlich und bestimmt. Sein kurzer Ausflug nach München, um mit Kollege Veigl zu sprechen, zeigt zudem seine überregionale Kooperationsbereitschaft – eine frühe Form des Tatort-Crossover.
Baden-Baden als Schauplatz
Baden-Baden ist mehr als nur eine Kulisse; es ist ein antagonistisches Element in Pflügers Investigation. Die Stadt der Reichen und Schönen, des Glücksspiels und der heilenden Quellen, offenbart in diesem Fall ihre dunkle, versteckte Seite. Der Glanz der Fassaden und der gepflegten Tennisplätze kontrastiert scharf mit dem düsteren Geheimnis eines in Beton gegossenen Mordes aus der NS-Zeit. Pflüger, der selbst dieser Gesellschaft angehört, muss sich in ihr bewegen, um sie von innen heraus zu entlarven. Der Ort passt perfekt zu ihm, denn nur ein Ermittler mit seinem Hintergrund und seinen Umgangsformen kann die Türen in diese Welt überhaupt öffnen. Der Fall wird zu einem Aufeinandertreffen der beiden Gesichter Baden-Badens: der öffentlichen Eleganz und der privaten Verderbtheit.
Abschluss
Auch wenn sein Engagement nur von kurzer Dauer war, hinterließ Hauptkommissar Horst Pflüger einen bleibenden Eindruck. Als erster Ermittler des Südwestfunks ebnete er den Weg für seine Nachfolger in Baden-Baden. Sein einziger Fall ist ein zeitloses Krimidrama über Schuld, Sühne und die langen Schatten der Vergangenheit, die selbst die glanzvollste Gesellschaft einzuholen vermögen – ein Thema, das er mit einzigartiger Stilsicherheit verkörpert.