Ein ruhiger, zurückhaltender Ermittler aus der hessischen Kleinstadt, der mit seiner unscheinbaren Art und seinem scharfen Verstand einen der ungewöhnlichsten Tatort-Fälle der 1980er Jahre löste – ein psychologisches Drama um Liebe, Gier und Verzweiflung.
Der stille Fahnder aus dem Odenwald
Kommissar Rullmann verkörpert den Typ des unaufdringlichen, aber hartnäckigen Ermittlers. Mitte 40, arbeitet er bei der Kripo in Heppenheim im Kreis Bergstraße am Rande des Odenwalds, wo sein Ermittlungsgebiet auch das nähere Umland umfasst. Seine äußere Erscheinung spiegelt seine Persönlichkeit wider: faltige Stoffhose, schwarzer Blouson und eine schlecht gebundene Krawatte – ein Mann, der kaum Wert auf sein Äußeres legt und sich ganz auf seine Arbeit konzentriert.
In „Rubecks Traum“ zeigt Rullmann seine methodische Herangehensweise an einen komplexen Fall. Während der verzweifelte Bankfilialleiter Siegfried Rubeck emotional aufgewühlt um seine Fassade kämpft, bewahrt der Kommissar stets einen kühlen Kopf. Seine Fragen bei Vernehmungen sind kurz und knapp, doch dahinter verbirgt sich ein scharfer Verstand, der akribisch die Hinweise zusammensetzt und langsam aber unaufhaltsam den Kreis um den Täter enger zieht.
Methodische Spurensuche im Labyrinth der Lügen
Rullmanns Ermittlungsstil zeichnet sich durch Geduld und Beharrlichkeit aus. Gemeinsam mit seinem Partner Kommissar Tetzel arbeitet er zielgerichtet daran, die Wahrheit hinter den Halbwahrheiten und Täuschungen aufzudecken. In dem komplexen Fall um die Erpressung und den Mord an dem mysteriösen Schweizer Norbert Amann zeigt sich Rullmanns systematische Vorgehensweise: Er durchforstet Bankauszüge, spricht mit Zeugen und rekonstruiert Schritt für Schritt das Netz aus Unterschlagung, Erpressung und schließlich Mord.
Besonders bemerkenswert ist seine Fähigkeit, auch bei emotionsgeladenen Situationen die Ruhe zu bewahren. Während Rubeck zunehmend in Panik gerät und sein sorgsam konstruiertes Lügengebäude zu bröckeln beginnt, bleibt Rullmann besonnen und lässt sich nicht von den verzweifelten Ablenkungsmanövern des Verdächtigen beirren. Seine ruhige, besonnene Art erweist sich als wohltuender Gegenpol zu der emotional aufgewühlten Atmosphäre des Falls.
Heppenheim als Schauplatz
Die hessische Kleinstadt Heppenheim an der Bergstraße bildet den perfekten Rahmen für Rullmanns einzigen Tatort-Auftritt. Die beschauliche Atmosphäre der Kleinstadt, wo jeder jeden kennt und Geheimnisse schwer zu verbergen sind, verstärkt die psychologische Intensität des Falls. Nächtliche Schatten huschen über die Fassaden, während sich das Drama um Rubecks verbotene Liebe und seine verzweifelten Versuche, ein neues Leben zu beginnen, entfaltet.
Rullmann passt perfekt in diese Umgebung – ein bodenständiger Ermittler, der die Eigenarten und Geheimnisse seiner Kleinstadt kennt. Seine unscheinbare Erscheinung und sein zurückhaltender Charakter machen ihn zu einem idealen Beobachter in einer Gemeinschaft, wo anonyme Anruferinnen der Polizei Hinweise geben und Tratsch schnell die Runde macht. Die enge Verflechtung der Bewohner wird zum entscheidenden Faktor bei der Aufklärung des Falls, als Karl Sennemanns alkoholgetränktes Gerede über die Unterschlagung seines Schwiegersohns schließlich den Stein ins Rollen bringt.