Oberinspektor Kurth Hirth ist der stoische und pflichtbewusste Leiter eines Wiener Ermittlerteams, das in den 1980er Jahren einige der düstersten Fälle der Stadt aufklärt.
Das Profil: Der Stille mit dem Blick fürs Wesentliche
Kurth Hirth
Oberinspektor Hirth ist ein ruhiger, analytischer und unerschütterlicher Ermittlerchef, der seine Entscheidungen auf Fakten und Logik stützt. Er führt sein Team mit großer Zurückhaltung und wirkt oft wie ein einsamer Wolf, der im Hintergrund die Fäden zieht. Seine Autorität beruht nicht auf Lautstärke, sondern auf Erfahrung und einer fast schon stoischen Gelassenheit, selbst in den brutalsten Situationen. Diese Ruhe ist jedoch auch das Resultat eines prägenden Ereignisses: Ein früherer Einsatz gegen einen Drogenring hinterließ bei ihm ein kaum merkliches Händezittern – eine stille Erinnerung an eine beinahe beendete Karriere, die ihn bis in die Gegenwart verfolgt, wie in Nachtstreife angedeutet wird. Hirth ist ein Mann der Akten und der präzisen Beobachtung, der sich nie von vorschnellen Schlüssen oder dem blinden Eifer seiner Untergebenen mitreißen lässt. In Der Mann mit den Rosen sieht man ihn in seinem ersten Fall als Oberinspektor, in dem er sich trotz immensen Drucks von Presse und Vorgesetzten nicht von der akribischen Suche nach der Wahrheit abbringen lässt.
Das Team: Fichtl, Ullmann, Schulz & Hollocher
Hirths Team ist ein eingeschworener, aber emotional sehr unterschiedlicher Haufen, der oft durch impulsive Aktionen auffällt. Inspektor Ullmann, der in Nachtstreife bei einem Einsatz angeschossen wird und wochenlang zwischen Leben und Tod schwebt, ist der Auslöser für eine der tiefsten Krisen des Teams. Die Kollegen Fichtl, Hollocher und Schulz stürzen sich verbissen, aber mit blindem Eifer in die Jagd nach dem Täter, was zu einem folgenschweren Fehlurteil und einer Tragödie führt. Dies zeigt die emotionale Verwundbarkeit des Teams, das ohne die kühle, überlegene Führung von Hirth leicht die Orientierung verlieren kann.
Die Dynamik: Führung aus dem Hintergrund
Hirths Ermittlungsstil ist geprägt von strategischer Geduld und der Fähigkeit, „den Wald vor lauter Bäumen“ zu sehen, wie er seinen Männern in Nachtstreife vorwirft. Während sein Team oft kopflos vorprescht, agiert Hirth wie ein Schachspieler. Sein Büro, ein Labyrinth aus vergilbten Landkarten, wird zum Kommandozentrum, in dem er Akten und Beweise wie Puzzleteile neu anordnet. Er hört mehr, als er spricht, und stellt die entscheidenden Fragen: „Wer profitiert, wenn wir im Kreis laufen?“ Seine größte Stärke ist es, die Verbindungen zwischen scheinbar unrelateden Verbrechen herzustellen, wie im Fall Der Mann mit den Rosen, wo er einen Banküberfall und eine Messerstecherei im Gastarbeitermilieu mit dem Mord an einem Schuljungen in Verbindung bringt. Die Chemie im Team ist nicht von Kumpanei, sondern von Respekt und manchmal auch Reibung geprägt, da Hirth die emotionalen Ausbrüche seiner Inspektoren immer wieder mit nüchterner Rationalität zügeln muss.
Wien als Schauplatz
Das Wien der 1980er Jahre ist in Hirths Fällen weit entfernt vom Sissi-Klischee. Es ist eine düster-graue, von Neonlicht erleuchtete und von Nieselregen verwaschene Stadt der Abgründe. Die Ermittlungen führen Hirth und sein Team in das Rotlichtmilieu am Gürtel, in verrauchte Orient-Bars, verwinkelte Donaukanäle und Hinterhöfe, die nach abgestandenem Bier und Angst riechen. Dieser raue, realistische Schauplatz passt perfekt zu Hirths Charakter: Beide, der Ermittler und die Stadt, haben ihre glanzvolle Fassade abgelegt und zeigen sich ungeschminkt. Wien ist hier kein malerischer Hintergrund, sondern ein aktiver, oft bedrohlicher Mitspieler, dessen soziale Gegensätze – zwischen Villenvierteln und Arbeiterbezirken – die Motive und Konflikte der Täter und Opfer maßgeblich prägen. Hirth, der stille Beobachter, ist der ideale Führer durch diese Schattenseiten der Donaumetropole.
Abschluss
Oberinspektor Hirth steht für einen sehr speziellen, charaktergetriebenen Tatort-Typus der 1980er. Seine Fälle sind weniger actionreich, dafür umso more psychologisch dicht und atmosphärisch düster. Er ist ein Anti-Held, der durch intellectuelle Überlegenheit und Beharrlichkeit überzeugt und dessen Erbe auch durch die tragischen Schicksalsschläge seines Teams bis heute nachwirkt.