Hauptkommissar Erwin Kasulke ist der bedächtige, kurz angebundene Ermittler des Berliner Raubdezernats, der in den frühen 1970er Jahren zwei Fälle in der geteilten Stadt löste.
Das Profil: Der bedächtige Einzelgänger
Erwin Kasulke
Hauptkommissar Kasulke ist ein Mann der alten Garde, für den Polizeiarbeit vor allem eines bedeutet: Geduld. Stets in Anzug, Krawatte und Hut unterwegs, wirkt er wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, das sich in der aufkeimenden Berliner Unterwelt der Siebziger behaupten muss. Sein Ermittlungsstil ist ruhig, beobachtend und methodisch – übertriebene Eile ist ihm ein Grauel. In Der Boss erklärt er seinem Assistenten lakonisch dieses Prinzip, während sie auf der Lauer liegen. Seine knappen, präzisen Aussagen sind nicht nur Berufs-, sondern auch Lebensphilosophie. Im Rattennest wirkt er fast schon fehl am Platz, ein einsamer Wanderer in der feindseligen Welt der Zuhälter und Schutzgelderpresser, dennoch behält er stets die Contenance. Privat ist er ebenso kurz angebunden; seine Ehefrau Erna hat sich längst daran gewöhnt, dass der Dienst auch nachts anrufen kann.
Roland
Kasulkes Assistent Roland, den er zwar beim Vornamen nennt, aber stets siezt, ist sein Counterpart. Während der erfahrene Kommissar die Ruhe selbst verkörpert, agiert der jüngere Kollege oft als ausführende Hand. Ihre Beziehung ist von professionellem Respekt und einer klaren Hierarchie geprägt, die Kasulke unmissverständlich vorgibt.
Die Dynamik: Methode statt Hektik
Kasulkes Ermittlungsansatz ist analytisch und von der Überzeugung geprägt, dass ein Großteil der Polizeiarbeit aus Abwarten besteht. Er jagt nicht mit lautem Getöse den Tätern hinterher, sondern versucht, das Dickicht aus Lügen und Verrat mit Bedacht zu durchdringen. In „Rattennest“ fasst er die Situation prägnant zusammen: „Wir suchen einen, der sich versteckt, weil er Angst hat – und die anderen suchen ihn auch.“ Er ist kein Mann der spektakulären Verhaftungen, sondern der präzisen Beobachtung. Diese Methode bringt ihn in Konflikt mit einer sich wandelnden Kriminalitätslandschaft, die von aufstrebenden, unkonventionellen Gangstern wie dem pelzdiebenden „Boss“ Achim oder dem eitlen Zuhälter Jerry geprägt ist. Kasulke bleibt sich dabei stets treu – ein Fels in der Brandung des Berliner Verbrechens.
Berlin als Schauplatz
Das geteilte Berlin der frühen Siebziger ist mehr als nur Kulisse; es ist ein wesentlicher Mitspieler in Kasulkes Fällen. Die Stadt ist grau, heruntergekommen und von einer latenten Bedrohlichkeit geprägt. Verlassene Hinterhöfe, schmuddelige Neon-Bars und die omnipräsente Sektorengrenze schaffen eine einzigartige, düstere Atmosphäre. Die Stadt ist ein „Rattennest“, in dem sich Verbrecher und Gejagte tummeln. Kasulke, der ruhige, bedächtige Beamte, passt perfekt in diese urbane Landschaft der Wartezeiten und der Melancholie. Er ist kein actionreicher Großstadtcop, sondern ein beharrlicher Ermittler, der die Undurchschaubarkeit seiner Stadt widerspiegelt und sich in ihr auf seine Weise zurechtfindet.
Abschluss
Hauptkommissar Erwin Kasulke mag nur zwei Fälle gelöst haben, doch sein Markenzeichen aus Bedächtigkeit, Präzision und dem stets getragenen Hut machen ihn zu einer unverwechselbaren, wenngleich kurzlebigen Figur der Tatort-Geschichte. Seine Einsätze sind ein packendes Zeitdokument des geteilten Berlins und seiner kriminellen Unterwelt.