Hauptmeister Willi Kreutzer, der treue Assistent von Hauptkommissar Haferkamp, muss sich in einem einzigen, bewegenden Fall allein der Verantwortung stellen und beweist dabei sein großes Herz und seinen unkonventionellen Ermittlerverstand.

Das Profil: Der Mann im Schatten tritt ins Rampenlicht

Willi Kreutzer

Willi Kreutzer ist das zuverlässige Fundament des Essener Kommissariats. Als gebürtiger Berliner, der im Ruhrpott heimisch wurde, bringt er mit seiner trockenen Art und seiner Schiebermütze eine herzliche Bodenständigkeit in den Ermittleralltag. Er ist der geborene Teamplayer, ein akribischer Handwerker, der sich gerne in Aktenberge vertieft und dessen technisches Geschick selbst die klapprigste Schreibmaschine wieder zum Laufen bringt. Sein Alltag ist geprägt von der fürsorglichen Versorgung seines „Herrn Hauptkommissars“ mit trockenen Brötchen und Bier, besonders vor ungeliebten Nachtschichten.

Doch in Herzjagd wird dieser routinierte Assistent jäh aus seiner Komfortzone gerissen. Mit Haferkamp im Urlaub lastet die gesamte Verantwortung des Falles auf seinen Schultern – eine Rolle, die ihn sichtlich verunsichert und in der er seinen Chef schmerzlich vermisst. Genau in dieser Krise offenbart sich jedoch die wahre Tiefe seines Charakters. Kreutzer ist kein knallharter Bulle, sondern ein Ermittler mit Empathie, der die menschliche Tragödie hinter der Fassade des Verbrechens erkennt. Er spürt, dass der flüchtige Soldat Wolfgang Tielens „kein Verbrecher“ ist, sondern ein verzweifelter Sohn, der um das Leben seiner Mutter kämpft. Anstatt blind die Fahndung zu eskalieren, setzt Kreutzer auf eine listige Taktik und versucht, Zeit zu gewinnen, getrieben von der Überzeugung: „Man flieht nicht ohne Grund.“ Sein Ziel ist nicht die bloße Ergreifung, sondern die friedliche Lösung einer ausweglos erscheinenden Situation, was ihn als einen der einfühlsamsten Ermittler der Tatort-Geschichte auszeichnet.

Die Dynamik: Ein Tandem in ungewohnter Zerreißprobe

Die Essener Ermittlungen sind normalerweise von der einzigartigen, fast schon symbiotischen Partnerschaft zwischen dem cleveren Haferkamp und seinem loyalen Assistenten Kreutzer geprägt. In Herzjagd wird diese Dynamik auf eine harte Probe gestellt, da Kreutzer sie allein bewältigen muss. Die Folge zeigt damit nicht nur einen Fall, sondern porträtiert die Lücke, die das Fehlen des Partners hinterlässt. Kreutzers gesamtes Handeln ist von der Sehnsucht nach der Führung und dem Rat seines Cheses geprägt. Sein typischer Ermittlungsstil, der auf Akribie, technischem Verständnis und einem gesunden Menschenverstand basiert, muss ohne den intellektuellen Antrieb Haferkamps auskommen. Doch genau das zwingt ihn dazu, über sich hinauszuwachsen und eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn ihm dies sichtlich schwerfällt. Sein Verhältnis zu seinem jungen Assistenten Klein ist von der Fürsorge des erfahrenen Kollegen geprägt, der nun plötzlich in der Verantwortung steht, Anweisungen zu geben.

Essen als Schauplatz

Essen der frühen 1980er Jahre bildet die perfekte, düstere Kulisse für Kreutzers einzigen Soloauftritt. Die graue Dezemberstimmung, die industrielle Architektur und die tristen Vororte unterstreichen die Ausweglosigkeit und Verzweiflung des Falls. Dies ist kein glamouröses München oder geschichtsträchtiges Berlin, sondern das realistische, raue Ruhrgebiet, in dem einfache Menschen mit schweren Schicksalen kämpfen. Dieser Ort passt perfekt zu Willi Kreutzer, der selbst kein glatter Großstadt-Kommissar, sondern ein bodenständiger, geradliniger Cop ist, der die Menschen und ihre Nöte versteht. Die Melancholie des Ortes spiegelt seine eigene Einsamkeit und Überforderung in dieser Ausnahmesituation wider.

Entdecken Sie hier alle Folgen mit dem unvergesslichen Essener Team um Willi Kreutzer und Heinz Haferkamp.