Zolloberinspektor Kressin ist der lässige und unkonventionelle Grenzgänger zwischen Recht und Gesetz, dessen Charme und Instinkt ihn oft tiefer in die Fälle ziehen, als es sein Auftrag vorsieht.

Das Profil: Der Einzelgänger im Maßanzug

Paul Kressin

Kressin ist kein Kommissar, sondern Zollfahnder – eine Rolle, die er mit nonchalanter Eleganz und einem untrüglichen Gespür für das Unrecht ausfüllt. Sein Markenzeichen ist der weit geöffnete Hemdkragen, sein Werkzeug weniger der Dienstausweis als sein unwiderstehlicher Charme, besonders gegenüber weiblichen Zeuginnen. Doch hinter der Fassade des Lebemanns verbirgt sich ein scharfer Verstand und ein unbeirrbarer Gerechtigkeitssinn. Getrieben von seiner Neugier und oft gegen den ausdrücklichen Willen der örtlichen Mordkommission, stolpert er von einem Fall in den nächsten. Seine Ermittlungen beginnen oft zufällig, wie in Kressin und der tode Mann im Fleet, wo eine Urlaubsbeobachtung ihn auf die Spur eines Rauschgiftrings bringt. Kressin handelt aus dem Bauch heraus, geht enorme Risiken ein und findet sich nicht selten in handfesten Prügeleien oder gefährlichen Verfolgungsjagden wieder, wie die atemberaubende Verfolgung auf der Autobahn in Kressin und der Laster nach Lüttich beweist. Sein Antrieb ist nicht der Dienstweg, sondern die pure Lust an der Jagd und der Drang, es den großen Ganoven – vor allem seinem Erzfeind Sievers – heimzuzahlen.

Die Dynamik / Der Ermittlungsstil: Charmant, eigenmächtig, gefährlich

Kressin ist der klassische Einzelkämpfer. Sein Ermittlungsstil ist intuitiv, eigenmächtig und folgt selten protokollarischen Vorgaben. Er provoziert Konfrontationen, wo andere sich zurückhalten würden, und vertraut ganz auf sein Gespür und seine Fähigkeit, Menschen zu lesen. Sein Verhältnis zu den Kollegen der Kriminalpolizei ist meist von Missgunst und Konkurrenzdenken geprägt; Kommissare wie Pertram oder Trimmel sehen in ihm einen lästigen Querulanten, der sich in ihre Fälle einmischt („Da stolpern Sie also wieder über einen Toten“). Kressins größter Widersacher ist jedoch der elegante Gangsterboss Sievers, der in mehreren Fällen als Drahtzieher im Hintergrund agiert. Ihr Verhältnis ist ein Spiel aus gegenseitiger Achtung und Verachtung, das einem modernen Duell zwischen Sherlock Holmes und Moriarty gleicht. Kressins unorthodoxe Methoden führen ihn oft in tödliche Gefahren, aus denen er sich mit einer Mischung aus rheinischer Schlauheit, purer Dreistigkeit und handfestem Körpereinsatz befreit.

Köln/Bonn als Schauplatz

Die Welt des Zolloberinspektors Kressin ist die des rheinischen Wirtschaftswunders der frühen 1970er Jahre. Die Schauplätze Köln und Bonn sind nicht nur Kulisse, sondern aktive Elemente seiner Fälle: Der Flughafen als Drehscheibe für internationalen Schmuggel, der Rhein mit seinen Frachtern und Fähren, die Bonner Regierungsviertel als Hintergrund für politische Intrigen und die mondänen Villen an der Elbe als Schauplatz für die Machenschaften der High Society. Die Stimmung ist geprägt von der Aufbruchsstimmung der Zeit, aber auch von deren Schattenseiten: Korruption, Waffenschmuggel und internationaler Verbrechertum gedeihen im Schutz der Bürokratie. Kressin bewegt sich mühelos zwischen diesen Welten – vom schummrigen Jazzkeller über den sterilen Flughafen bis in die Nobelvillen. Sein rheinischer Charme und seine Lässigkeit sind das perfekte Gegenstück zur sometimes biederen Welt der Behörden und der protzigen Eleganz der Gangster. Er ist der Grenzgänger im wörtlichen und übertragenen Sinne, für den Landesgrenzen nur lästige Hindernisse auf der Jagd nach der Wahrheit sind.

Abschluss: Die Fälle des Zolloberinspektor Kressin sind ein einzigartiges Zeitdokument und machten den unangepassten Einzelgänger zum Vorreiter späterer Kult-Ermittler. Seine Abenteuer führen ihn tief in die Welt des organisierten Verbrechens und bleiben durch ihre Mischung aus Charme, Action und rheinischem Humor unvergessen.