Das Düsseldorfer Ermittlerteam um den eigenwilligen Bernd Flemming, die pragmatische Miriam Koch und den jungen, ehrgeizigen Max Ballauf löste in den 1990er Jahren komplexe Fälle zwischen Rhein und Ruhr.

Das Profil: Ein Trio mit Ecken und Kanten

Bernd Flemming

Hauptkommissar Bernd Flemming ist ein eigenwilliger, von Prinzipien getriebener Ermittler, dessen robuste Erscheinung eine tiefe Sensibilität und einen unbestechlichen Gerechtigkeitssinn verbirgt. Sein Markenzeichen ist ein chronischer Reizmagen, der ihn oft plagt und für den er stets eine Tablette parat hat – ein körperliches Symptom für die inneren Konflikte, die die Fälle bei ihm auslösen. Flemming ermittelt weniger nach Lehrbuch, sondern vielmehr aus dem Bauch heraus, getrieben von einer fast schon obsessiven Hartnäckigkeit. Seine pedantische Akribie treibt seine Mitarbeiter oft zur Verzweiflung, erweist sich in den Ermittlungen aber immer wieder als unschätzbare Tugend. In „Herz As“ wird er mit einer seiner schwersten moralischen Prüfungen konfrontiert, als er im Schusswechsel einen Verdächtigen tötet und anschließend quälende Selbstzweifel plagen. Sein großes Herz zeigt er in „Die Frau an der Straße“, als er eine hilfesuchende, vermeintlich psychisch kranke Frau in seiner Wohnung aufnimmt – ein folgenschwerer Fehler, der ihn fast die Karriere kostet. Flemming ist ein Mann, der sich seine Menschlichkeit bewahrt hat und für den die Wahrheit, egal wie schmerzhaft, immer an erster Stelle steht.

Miriam Koch

Kommissarin Miriam Koch ist das rational-analytische Gegenstück zu Flemming. Stets um Professionalität und die Einhaltung von Vorschriften bemüht, ist sie eine Frau, die sich in einer von Männern dominierten Behörde behaupten muss. Ihr klarer, manchmal nüchtern wirkender Blick durchdringt oft den Nebel aus Lügen und Halbwahrheiten, der die Fälle umgibt. „Vorschriften sind nicht dazu da, um gebrochen zu werden, Herr Flemming“, erinnert sie ihren Vorgesetzten in „Der Mörder und der Prinz“ mit einer gewissen Sturheit. Doch hinter dieser strengen Fassade verbirgt sich ein warmherziger Charakter, der mitfühlt, ohne die professionelle Distanz zu verlieren. In „Brüder“, ihrem letzten gemeinsamen Fall, ist sie hochschwanger und mit den Vorbereitungen für ihre eigene Hochzeit beschäftigt, nimmt sich dennoch unermüdlich der Zeugenbefragungen an. Ihr Zustand öffnet ihr Türen und sie gewinnt das Vertrauen von Zeugen, wo andere scheitern würden. Koch verkörpert die moderne Ermittlerin der 90er: kompetent, einfühlsam und absolut integer.

Max Ballauf

Der junge Polizeihauptmeister Max Ballauf ist ehrgeizig, impulsiv und manchmal etwas ungestüm. Er will sich beweisen und schießt dabei gelegentlich über das Ziel hinaus. In „Flucht nach Miami“ geht er nachts auf eigene Faust auf Verbrecherjagd, bricht in die Geschäftsräume einer zwielichtigen Kreditvermittlung ein und wird von Wachmännern niedergeschlagen – eine Aktion, die ihm eine Strafversetzung ins städtische Hallenbad einbringt. Sein jugendlicher Elan und sein manchmal unkonventionelles Vorgehen bilden einen spannenden Kontrast zur Bedächtigkeit Flemming und der Regelkonformität Kochs. In „Die Frau an der Straße“ will er den Dienst sogar quittieren und nach Kanada auswandern, eine Pläne, die jedoch scheitern. Ballaufs Entwicklung vom jungen, ungestümen Hauptmeister zum reifen Ermittler ist eine der Konstanten der frühen Düsseldorter Jahre.

Die Dynamik: Kontraste, die sich ergänzen

Die Chemie des Trios speist sich aus der Spannung zwischen Flemmings intuitiver, manchmal aufbrausender Art, Kochs nüchterner Professionalität und Ballaufs jugendlichem Ungestüm. Sie sind kein eingespieltes Dreamteam, sondern müssen sich ihre Synergien in jedem Fall neu erarbeiten – und genau das macht ihren Reiz aus. Flemming und Koch verbindet ein respektvolles, fast schon freundschaftliches Verhältnis, auch wenn sie methodisch oft unterschiedlicher Meinung sind. Zu Ballauf hat Flemming fast eine väterliche Beziehung, mahnt ihn zur Vorsicht, schätzt aber seinen Elan. Ein Running Gag sind Flemmings Magenprobleme, für die er stets ein Mittel parat hat. Ihr Ermittlungsstil ist geprägt von klassischer, manchmal etwas bürokratisch anmutender Polizeiarbeit, die durch die unterschiedlichen Herangehensweisen der drei jedoch immer wieder neue Perspektiven gewinnt. In „Deserteure“ etwa observiert Koch einen der Verdächtigen, während Ballauf in der Spielerszene nach Hinweisen auf Falschgeld sucht und Flemming die großen Zusammenhänge im Blick behält.

Düsseldorf als Schauplatz

Düsseldorf der 1990er ist mehr als nur Kulisse; die Stadt mit ihrer Mischung aus rheinischer Lebensart, wirtschaftlicher Macht („Schreibtisch des Ruhrgebiets“) und kulturellem Flair wird zur Mitspielerin. Die Fälle führen die Ermittler vom glamourösen Flair der Königsallee in „Unversöhnlich“ in die düsteren Industriegebiete am Stadtrand in „Das Mädchen mit der Puppe“, vom Karnevalstrubel in „Der Mörder und der Prinz“ in die abgeschiedene Welt eines Frauenklosters in „Heilig Blut“. Die Stadt, ihre Gegensätze und ihr spezifisches Milieu prägen die Stimmung der Fälle entscheidend. Die Ermittler, jeder auf seine Art, sind Kinder dieser Stadt: Flemming mit seiner bodenständigen Art, Koch als moderne, urbane Berufsfrau und Ballauf mit seinem jugendlichen Drive. Die Atmosphäre der Rheinmetropole – mal weltoffen und geschäftig, mal düster und abgründig – korrespondiert perfekt mit den Charakteren und den moralischen Zwischentönen ihrer Fälle.

Die Fälle von Flemming, Koch und Ballauf sind mehr als nur Kriminalfälle; sie sind Zeitdokumente der 1990er Jahre und psychologische Studien über Menschlichkeit im Angesicht des Bösen. Die Ermittler begegnen den Abgründen ihrer Stadt stets mit einer Mischung aus Professionalität und mitfühlender Neugier, die sie zu einem unvergesslichen Team des Tatort-Universums macht.