Der eigenbrötlerische Kommissar Heinz Haferkamp ist ein Mann der leisen Töne und unbeirrbaren Hartnäckigkeit, der in der grauen Industrielandschaft des Ruhrgebiets der 1970er Jahre gegen Verbrechen und die eigenen Dämonen kämpft.

Das Profil: Der einsame Jäger mit scharfem Blick

Heinz Haferkamp

Haferkamp ist ein Ermittler der alten Schule – distanziert, melancholisch und mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Abgründe. Stets im Trenchcoat und mit einer Vorliebe für Buletten („abgeflacht, außen kross und innen gerade durch“) ermittelt er mit norddeutscher Direktheit. Seine gescheiterte Ehe mit Ingrid lastet schwer auf ihm, und er flüchtet sich oft in die Arbeit oder in den Jazz. Doch hinter der mürrischen Fassade verbirgt sich ein scharfer Verstand, der keine Ungereimtheit übersieht. In Schweigegeld etwa ermittelt er trotz persönlicher Sorgen um seine im Koma liegende Ex-Frau mit unerbittlicher Präzision und durchschaut einen komplexen Versicherungsbetrug.

Prägende Erlebnisse formten seinen Charakter: In Acht Jahre später, seinem ersten Fall, muss er sich mit der Rache eines entlassenen Häftlings auseinandersetzen, dessen Bruder er einst im Schusswechsel töten musste. Diese Erfahrung hinterlässt tiefe Spuren und macht ihn zu einem einsamen, misstrauischen Mann, der stets mit einem Anschlag rechnet.

Willi Kreutzer

Haferkamps treuer Assistent Kreutzer bildet den bodenständigen Gegenpol zum eigenbrötlerischen Kommissar. Pragmatisch und manchmal etwas unbeholfen, steht er seinem Chef stets loyal zur Seite. Ihr Verhältnis ist von professionellem Respekt und einer Art schroffem Vertrauen geprägt. In Schönes Wochenende kommentiert er trocken das Ende ihres freien Tages: „Das war’s dann wohl mit unserem freien Wochenende, Chef.“ Kreutzer ist der Mann für die praktische Arbeit und fungiert oft als Sprachrohr zum Rest des Teams.

Die Dynamik: Psychologisches Duell statt Schusswechsel

Haferkamps Ermittlungsstil gleicht einem Schachspiel – bedächtig, taktisch klug und auf die psychologische Zermürbung des Gegners ausgelegt. Er ist kein Action-Held, sondern ein Beobachter, der seine Verdächtigen in langen Verhören mit präzisen Fragen in die Enge treibt. Sein Markenzeichen ist der einsame, oft nächtliche Grübelprozess, bei dem er die Puzzleteile eines Falles zusammensetzt.

Seine Interaktion mit Kreutzer ist von trockenem Humor und einer selten ausgesprochenen, aber tiefen Loyalität geprägt. In Rechnung mit einer Unbekannten bemerkt Kreutzer lakonisch: „Wenn einer kein Alibi hat, dann bekommt er ’ne Menge Schwierigkeiten, aber wenn er das Pech hat, ein besonders gutes Alibi zu haben, dann kann er sich eigentlich nur noch aufhängen“ – eine Bemerkung, die Haferkamps hartnäckiges Misstrauen perfekt zusammenfasst.

Seine berühmteste Methode ist die Konfrontation auf Augenhöhe, wie das psychologische Katz-und-Maus-Spiel in Schussfahrt zeigt, wo er einen selbstsicheren Mörder durch reine Beharrlichkeit und Scharfsinn zu Fall bringt. Sein Motto könnte lauten: „Manchmal ist eine Geschichte zu perfekt, um wahr zu sein.“

Essen als Schauplatz

Das Essen der 1970er Jahre ist mehr als nur Kulisse – es ist Haferkamps zweite Haut. Die grauen Fassaden, dampfenden Industrieanlagen und stillgelegten Zechen (Drei Schlingen) bilden den perfekten Hintergrund für seine melancholische Art. Die Ruhrgebiets-Tristesse spiegelt seinen inneren Zustand wider – verbraucht, aber hartnäckig. In Fortuna III werden die verlassenen Industriebrachen zum Symbol für die verlorene Kindheit des jugendlichen Zeugen.

Haferkamp bewegt sich durch diese Welt wie ein heimischer Wolf: Er kennt jeden Winkel, jede Kneipe, jedes Versteck. Die Stadt mit ihrem Mix aus proletarischer Geradlinigkeit und aufstrebendem Wohlstand (wie in Der Feinkosthändler) bietet ihm unendliche Möglichkeiten für seine Ermittlungen. Essen ist kein malerischer Ort, sondern ein ehrlicher – genau wie sein Kommissar.

Begleiten Sie Kommissar Haferkamp auf seinen einsamen Jagden durch das Ruhrgebiet der 70er Jahre, wo jeder Fall ein Stück weit auch seine eigene Geschichte ist.