Hauptkommissar Eugen Lutz ist der mürrische Einzelgänger unter den frühen Tatort-Ermittlern – ein erfahrener Praktiker, der sich lieber mit Tätern als mit Vorgesetzten anlegt und dessen Ermittlungsstil so unkonventionisch ist wie seine Vorliebe für Dixieland-Jazz und selbstgemachte Brote.
Das Profil: Der grantige Gourmet
Eugen Lutz
Eugen Lutz ist kein Kommissar der leisen Töne. Dominant, oft schlecht gelaunt und von einer humorlosen Direktheit, geht er Ermittlungen mit einer pragmatischen Sturheit an, die ihn beim Präsidium nicht gerade beliebt macht. Sein Antrieb ist nicht Karriere, sondern die reine Falllösung, was ihn zum „Wanderpokal“ unter den Kommissaren macht, der ständig versetzt wird. Hinter der rauen Schale verbirgt sich jedoch ein unbestechlicher Instinkt und eine tiefe Menschenkenntnis, die ihn zu einem erfolgreichen Fahnder machen. Sein größter Ausgleich ist die Küche – eigentlich wollte er Koch werden, und so besucht er regelmäßig einen Kochclub für Anfänger und genießt seine Mahlzeiten, nicht ohne dabei über Fälle nachzudenken. Seine erfolglosen Versuche, sich das Rauchen abzugewöhnen, gehören ebenso zu ihm wie seine Liebe zum Dixieland-Jazz.
Die Dynamik: Intuition gegen Akribie
Lutz‘ Ermittlungsstil ist geprägt von einem misstrauischen Blick auf die Welt und einem untrüglichen Gespür für die Abgründe der menschlichen Natur. Er ist der Antityp des modernen, psychologisierenden Ermittlers; ein Praktiker der alten Schule, der auf seine Intuition vertraut und „in seiner Dienstzeit an kaum einer Fortbildung teilgenommen hat“. Sein typischer Ansatz ist konfrontativ und direkt. In Miese Tricks (1985) greift er zu einem moralisch fragwürdigen Trick, um eine Komplizin zu überführen, und beweist damit seine Bereitschaft, Regeln zu beugen, um zur Wahrheit zu gelangen.
Sein Verhältnis zu Vorgesetzten ist legendär schlecht, was seine unstete Karriere erklärt. Zu Kollegen pflegt er eine distanzierte, oft von beißendem Spott geprägte Art. Sein Assistent Richard Wagner ist der Gegenpol zu Lutz: jung, akribisch und oft mit Ergebnissen zufrieden, die Lutz als „zu plausibel“ abtut. Wenn Lutz Wagner als „helles Köpfchen“ bezeichnet, ist das stets ironisch gemeint. Diese schwierige, aber funktionierende Dynamik durchzieht ihre gemeinsamen Fälle, wobei Lutz stets die dominierende Führungsfigur bleibt.
Baden-Württemberg als Schauplatz
Lutz ist der ewige Wanderer zwischen den Dienststellen. Ob in Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg oder Ulm – Baden-Württemberg ist weniger seine Heimat als sein weitläufiges Revier. Die Fälle nutzen die unterschiedlichen Facetten des Bundeslandes: Die schwäbische Provinz mit ihren verborgenen Konflikten in Himmelblau mit Silberstreifen (1977), die industriellen Schauplätze in Gefährliche Wanzen (1974) oder die mondäne Welt des Bodensees in Kennwort Fähre (1972). Lutz, der selbst aus Berlin stammt, aber schwäbische Wurzeln hat, passt perfekt in diese Rolle des stets ortskundigen, aber nie wirklich heimischen Ermittlers. Die Ermittlungen führen ihn in die bürgerlichen Villenviertel Stuttgarts ebenso wie in die Hafenkneipen Mannheims, wobei die Serie oft ein sozialkritisches Bild der 70er und 80er Jahre zeichnet.
Abschluss
Hauptkommissar Eugen Lutz ist eine Ikone des frühen Tatorts. Sein grantiger, unkonventioneller Stil, sein Kampf gegen Autoritäten und seine unerschütterliche Entschlossenheit, die Wahrheit ans Licht zu bringen – koste es, was es wolle – machen ihn zu einem unvergesslichen Charakter. Entdecken Sie hier alle Fälle dieses eigenwilligen Ermittlers, der die Krimilandschaft nachhaltig geprägt hat.