Das Frankfurter Ermittlerduo Charlotte Sänger und Fritz Dellwo steht für einen schonungslosen, psychologisch tiefgründigen Blick auf die Schattenseiten der Bankenmetropole, bei dem die menschlichen Abgründe stets im Fokus stehen.

Das Profil: Zwei Gesichter der Gerechtigkeit

Charlotte Sänger und Fritz Dellwo sind kein klassisches Traumpaar, sondern ein durch beruflichen Pragmatismus und gegenseitigen Respekt zusammengeschweißtes Team, das die Gegensätze seiner Heimatstadt Frankfurt widerspiegelt.

Charlotte Sänger

Die rational-analytische Kriminaloberkommissarin agiert oft kühl und distanziert, was ihr den Ruf einer „Zicke“ einbringt. Hinter dieser Fassade verbirgt sich jedoch eine emotional verletzliche Frau, die mit den Traumata ihrer Vergangenheit kämpft. Der gewaltsame Tod ihrer Eltern in „Das Böse“ lastet schwer auf ihr und treibt sie in Schlaflosigkeit und Tablettenabhängigkeit. Ihre Stärke ist ihre scharfe Intuition und ihre Bereitschaft, unkonventionelle Wege zu gehen, wie den Undercover-Einsatz als Schulpsychologin in „Janus“. In ihrer größten persönlichen Krise, als sie in „Waffenschwestern“ nicht abdrücken kann und suspendiert wird, stellt sie sich ihren Ängsten und geht bis an die Grenze, um den Fall zu lösen.

Fritz Dellwo

Der Kriminalhauptkommissar ist der bodenständige, manchmal cholerische Counterpart zu Sänger. Geprägt von seinem Scheitern in der Ehe und privater Orientierungslosigkeit – zeitweise wohnt er sogar bei Sänger – findet er Halt in seiner Arbeit. Dellwo ist ein Einzelkämpfer, der seine emotionale Betroffenheit hinter einer rauen Schale verbirgt. Dies zeigt sich besonders in Fällen wie „Herzversagen“, wo ihn das Schicksal der „Armee der Unsichtbaren“, der vergessenen alten Menschen, tief berührt. Sein Laufhobby ist mehr als Sport; es ist Ventil und Flucht zugleich, wie in „Das letzte Rennen“ deutlich wird, wo er mitten im Marathon auf einen Mörder trifft. Sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen wird in „Am Ende des Tages“ auf eine harte Probe gestellt, als sein langjähriger Chef und Mentor Rudi Fromm unter Mordverdacht gerät.

Die Dynamik: Pragmatismus statt Kumpanei

Ihre Arbeitsweise ist von professionellem Pragmatismus und einer selten ausgesprochenen, aber tiefen Loyalität geprägt. Es gibt keine herzlichen Umarmungen, sondern vielschichtige Blicke und trockene Kommentare, die alles sagen. Konflikte entstehen durch ihre unterschiedlichen Herangehensweisen: Während Sänger oft intuitiv und risikobereit handelt, wie in „Frauenmorde“, wo sie sich als Lockvogel an einen Serienkiller heranwagt, agiert Dellwo zunächst faktenorientiert und manchmal zaudernd. Doch genau diese Spannung macht ihre Dynamik aus. Sie vertrauen einander blind im Feld, auch wenn sie sich im Büro anschweigen. In „Neuland“, Dellwos Solo-Fall auf dem Land, wird die Lücke, die Sängers Abwesenheit hinterlässt, schmerzlich spürbar und unterstreicht, wie sehr sie sich ergänzen.

Frankfurt als Schauplatz

Frankfurt ist der unverkennbare dritte Ermittler im Team. Die Serie zeichnet ein düsteres, sozialkritisches Porträt der Stadt, das weit über die glänzende Skyline der Bankentürme hinausreicht. Die Handlungen führen Dellwo und Sänger in die tristen Vorstädte, das verrufene Bahnhofsviertel, sterile Flughafenhallen und anonyme Hochhaussiedlungen. Die Stadt ist nicht nur Kulisse, sondern treibende Kraft der Verbrechen: Geld, Gier und soziale Kälte sind wiederkehrende Motive. In „Weil sie böse sind“ wird der moralische Bankrott einer Großindustriellen-Familie seziert, und in „Unter uns“ thematisiert der Fall die gesellschaftliche Isolation in der anonymen Großstadt. Die Ermittler sind Kinder dieser Stadt: so zerrissen, tough und gleichzeitig verletzlich wie Frankfurt selbst.

Dellwo und Sänger ermittelten in einer Ära, die den Tatort nachhaltig prägte. Ihre Fälle waren keine einfachen Whodunits, sondern komplexe Gesellschaftsstudien, die die Abgründe hinter der Fassade des Wirtschaftswunder-Deutschlands ausleuchteten und dabei stets die Menschlichkeit ihrer Protagonisten in den Mittelpunkt stellten.